Hebammen-Arbeit

00013

Den Beruf der Hebamme1 kennt jeder, aber wie umfassend die Arbeit einer Hebamme ist, ist oft nur denen bewußt, die von ihrer Kompetenz profitiert haben. Denn es gibt immer noch zu viele Schwangere, die gar nicht wissen, in wie vielen Fragen sie sich an eine Hebamme wenden können.

Als es noch gar keine Krankenhaus-Geburten gab, und das ist noch gar nicht so lange her, wurden Gebärende in der Regel von einem Kreis vertrauter und geburtserfahrener Frauen umsorgt wie der Mutter, Großmutter oder der Schwester, Tochter, Freundin, Nachbarin. Diese Frauen haben sich liebevoll um die Gebärende gekümmert. Sie haben sie gestützt, sie massiert, ihr gut zugeredet, sie ermutigt. Sie haben sich auch um praktische Dinge des Alltags gekümmert, wie das Feuer zu schüren, zu kochen, der Gebärenden etwas zu essen oder zu trinken zu reichen, Störfaktoren fernzuhalten und für Ruhe zu sorgen. Die Hebamme kam als die Frau hinzu, die als die geburtshilflich besonders kundige und geschickte Person galt.

Hebammen arbeiten also schon immer für Gesundheit und Wohlbefinden von Frauen und ihren Kindern und Familien. Und sie tun es noch heute.

Hebammen-Arbeit heute

Hebammen sind Fachfrauen für die medizinische Betreuung von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, das Stillen und die Neugeborenenpflege. Zu ihren originären Aufgaben gehören die Untersuchungen der Schwangerenvorsorge, die Geburtshilfe und die Wochenbettbetreuung.

Hebammen arbeiten dabei in sehr verschiedenen Modellen:

Es gibt angestellte Hebammen und freiberufliche, es gibt Hebammen, die mit Geburtshilfe arbeiten und ohne.

In der Geburtshilfe tätige Hebammen

Viele Beleghebammen und die meisten Hausgeburts-/ und Geburtshaushebammen arbeiten in der Regel ganzheitlich, d.h., sie übernehmen auch die Schwangerenvorsorge, Hilfeleistungen in der Schwangerschaft und die Wochenbettbetreuung.

Die meisten Hebammen ohne Geburtshilfe sind in der Regel freiberuflich tätig im Rahmen der Wochenbettbetreuungen, einige übernehmen auch Schwangerenvorsorgen und Hilfeleistungen in der Schwangerschaft.

Hebammen-Arbeit in der Schwangerschaft

Schwangerenvorsorge:

Hebammen können von Beginn der Schwangerschaft an die kompletten Vorsorgeuntersuchungen (Mutterpaß) übernehmen.

Hilfeleistung in der Schwangerschaft:

Hebammen können Sie bei verschiedenen Fragen beraten, z.B.:

Sie können Ihnen bei verschiedenen Themen oder auch Beschwerden helfen, z.B.:

Hebammen kennen verschiedene hilfreiche Mittel; viele haben auch Zusatzausbildungen in Akupunktur oder Homöopathie.

Sie können sich auch an eine Hebamme wenden z.B.:

Hebammen beraten Sie und können Ihnen ggf. auch Stellen nennen, die Ihnen bei bestimmten Fragestellungen weiterhelfen.

Sie unterstützen Sie auch in besonderen Situationen, z.B.:

Geburtsvorbereitung:

Geburtsvorbereitungskurse gibt es in verschiedenen Modellen, als Frauen- oder Paar-Kurs, als ein Kurs, der sich über mehrere Termine zieht, oder als ein Kompakt-Kurs am Wochenende.

In Geburtsvorbereitungskursen geben Ihnen Hebammen spezielle Fachinformationen zur Schwangerschaft und zur Geburt, zum Wochenbett, zum Stillen und zur Neugeborenenpflege. Sie machen auch praktische Übungen mit Ihnen, wie z.B. zur Körperwahrnehmung oder Entspannung, oder sie lassen Sie mit Massagen und Geburtspositionen experimentieren.

Die Gewichtung der Kursinhalte kann dabei unterschiedlich sein, fragen Sie ganz einfach Ihre Hebamme.

Manche Hebammen bieten weitere spezialisierte Kurse an:

Hebammen-Arbeit während der Geburt

Was die wenigsten wissen: Laut §4 des Hebammengesetzes, dürfen Hebammen normale Geburten alleine betreuen und haben nur bei einem pathologischen Verlauf die Pflicht, einen Arzt hinzuzuziehen, während Ärzte zu jeder Geburt eine Hebamme hinzuziehen müssen.

Von Ihrer Ausbildung und ihrem Arbeitsauftrag her, sind also Hebammen die Hauptbezugspersonen in der Geburtsbetreuung.

Die große Kunst in der Geburtshilfe:

Die Geburt ist für gesunde Frauen mit gesunden Kindern und einer gesunden Schwangerschaft ein angeborener, natürlicher und normaler Prozeß, d.h., grundsätzlich ist die Geburt ein funktionierendes Ökosystem. Und von funktionierenden Ökosystemen wissen wir, wenn wir anfangen wollen, sie zu verbessern, gerät diese Verbesserung leicht in eine Verschlimmbesserung.

Die große Kunst in der Geburtshilfe ist also, in zurückhaltender und abwartender Beobachtung nicht nur das Nötige zu tun, sondern vor allem auch das Unnötige zu unterlassen, d.h. Irritationen und Störungen der Gebärenden zu vermeiden. Um meinen ehemaligen Chef Dr. Eldering, damals Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Vinzenz-Pallotti-Hospital in Bensberg (siehe auch Interessante Adressen & Links) zu zitieren: „Die Hände des guten Geburtshelfers gehören in die Hosentasche.“

Hebammen-Tätigkeiten während der Geburt

Hebammen beobachten den gesamten Geburtsverlauf und fördern die natürliche Geburt. Sollte die Geburt ein Mehr an Unterstützung oder medizinische Intervention brauchen, greifen sie fachkompetent ein und ziehen situationsangemessen ärztliche Hilfe hinzu.
Dafür

Wichtige Hebammen-Aufgaben sind auch die Förderung des Bondings (erste Kontaktaufnahme zwischen Mutter/ Eltern und ihrem Kind außerhalb des Mutterleibes unmittelbar nach der Geburt) und des Stillens.

Aufgaben der Hebammen in der außerklinischen Geburtshilfe, also bei Hausgeburten oder Geburtshausgeburten, sind speziell

Bei einer gesunden Schwangeren mit einem gesunden Kind und einer normal verlaufenden Geburt gibt es keinen medizinischen Grund, aus dem ein Arzt im Moment der Geburt dabei sein muß. Es ist einfach nur übliche klinische Routine, daß Hebammen einen Arzt/ eine Ärztin dazu rufen, sobald sie einschätzen können, daß das Kind bald kommt.

Ärztliche Hilfe muß auf jeden Fall hinzugezogen werden, wenn sich eine Schwierigkeit entwickelt hat. Hebammen und Ärzte/ Ärztinnen arbeiten in solchen Fällen zusammen. Hebammen sind nicht nur dazu ausgebildet, mit Notsituationen umzugehen, sie sind auch dazu verpflichtet, sich diesbezüglich regelmäßig fortzubilden und zu trainieren.

Die besten Bedingungen für eine gute und gesunde Geburt

sind dann gegeben, wenn die Gebärende sich sicher fühlt. Denn das Gefühl von Sicherheit führt zu der idealen Hormonsituation, die für einen natürlichen Geburtsverlauf biologische Voraussetzung ist (siehe Geburtsvorbereitende Hypnose mit der Mehrklang-Methode®).

Die QUAG-Studie2 belegt: Eine kontinuierliche Betreuung durch eine Hebamme in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, ein gutes Vertrauensverhältnis zu einer fachkompetenten Bezugsperson und liebevolle Fürsorge vermitteln den gebärenden Frauen eben dieses nötige gute Gefühl von Sicherheit. So sind die besten geburtshilflichen Ergebnisse in Hinblick auf Gesundheit und Wohlbefinden von Mutter und Kind dort zu verzeichnen, wo ein 1:1-Verhältnis Gebärende-Hebamme besteht:

Die QUAG-Studie zeigt noch viele weitere interessante Ergebnisse (Interessante Adressen & Links: QUAG Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V.).

Weitere Infos finden Sie auf den Seiten:

Hebammen-Arbeit im Wochenbett

Hebammen schauen im Wochenbett sowohl nach den Müttern als auch nach den Neugeborenen. Dazu machen sie in der Regel Hausbesuche.

Hebammen-Arbeit mit Wöchnerinnen:

Eine Schwangerschaft dauert neun Monate, und es dauert genauso lange, bis sich der Körper der Frau wieder auf den Grundzustand rückgebildet hat. Die deutlichsten Veränderungen finden jedoch in den ersten Tagen und Wochen statt. Hebammen beobachten den physiologischen Verlauf und handeln, sollte sich ein Problem entwickeln.

Hebammen-Arbeit mit Neugeborenen:

Beim Neugeborenen gibt es durch die Umstellung vom Leben im Mutterleib auf das Leben in der Außenwelt einige physiologische Besonderheiten. Hebammen schauen sich die Neugeborenen daraufhin gründlich an. Sollte sich eine Auffälligkeit ergeben, gibt es einiges, was Hebammen tun können, um die Normalität zu fördern, oder sie ziehen kinderärztliche Hilfe hinzu.

Es ist häufige Hebammen-Erfahrung,

daß Wochenbetten dann am einfachsten verlaufen, wenn die Wöchnerinnen bereits in der Schwangerschaft über alle Abläufe und Besonderheiten im Wochenbett bei sich selbst und bei ihren Neugeborenen informiert wurden und, soweit alles in Ordnung ist, so schnell als möglich die Klinik verlassen haben.

Denn leider ist es so, daß sich nur sehr wenige Wochenstationen das Prädikat „Stillfreundliches Krankenhaus“ verdient haben. Tatsächlich wird auf den Wochenstationen bedauerlicherweise immer noch sehr häufig zugefüttert. Oft zieht auch das Personal nicht unbedingt am selben Strang, und die Wöchnerinnen bekommen zu einer Frage mehrere verschiedene Antworten. Wenn sie verwirrt die Klinik verlassen, haben Hebammen mehr zu arbeiten, nämlich aufzuarbeiten, als wenn die Frauen möglichst früh nach Hause kommen.

Es ist ein Irrtum zu glauben, daß Sie in den ersten Tagen 24 Stunden lang jederzeit eine Schwester oder Hebamme zur Verfügung haben müssen. Das was eine Wöchnerin wirklich braucht, ist eine Hebamme, die sich einmal am Tag gründlich kümmert, und die sie bei zusätzlichen Fragen anrufen kann.

Das Beste, was Sie für Ihr Wochenbett tun können, ist, sich eine Hebamme zu suchen, deren Schwerpunkt auf der Prävention liegt, Sie bereits in der Schwangerschaft gut informiert und dann zuverlässig für Sie da ist (Interessante Adressen & Links).

Viele Hebammen bieten auch für die Zeit nach der Geburt Kurse an:

Hebammen-Arbeit in der Stillzeit

Solange Sie stillen, können Sie sich an Ihre Hebamme wenden:

Hebammen-Arbeit über Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und die Stillzeit hinaus

Einige Hebammen haben sich auf weitere Schwerpunkte spezialisiert

Die meisten Hebammen-Leistungen werden von den Krankenversicherungen übernommen

Bitte fragen Sie Ihre Hebamme oder Ihre Krankenversicherung nach den aktuellen Bedingungen.

Eine wichtige Erfahrungstatsache:

Um eine gute Arbeit zu gewährleisten, nehmen freiberufliche Hebammen in der Regel nur eine begrenzte Zahl an Frauen an. D.h., wenn Sie sich erst spät melden, kann es sein, daß sie es schwer haben, noch eine Betreuung für sich zu finden. Manche niedergelassenen GynäkologInnen erzählen leider immer noch, daß es reicht,
sich ab der 25. Schwangerschaftswoche zu kümmern

Aber damit Sie auch wirklich dann Ihre Hebamme haben,
sobald Sie sie brauchen, melden Sie sich bitte so früh
wie möglich in der Schwangerschaft bei einer meiner
Kolleginnen an! (Interessante Adressen & Links)

Ein besonderes Berufsfeld ist die Arbeit der Familienhebammen:

Familienhebammen sind staatlich examinierte Hebammen mit einer Zusatzqualifikation; ihre Tätigkeit bezieht sich schwerpunktmäßig auf die Arbeit mit Familien in besonders schwierigen Situationen. Die Probleme können dabei

Die Betreuung umfaßt die Zeit bis zum ersten Geburtstag des Kindes.

Familienhebammen arbeiten dabei für eine optimale Unterstützung interdisziplinär in dem Netzwerk „Frühe Hilfen“ zusammen mit Institutionen wie Schwangerschaftsberatungsstellen, Ärzten und Psychologen, Erziehungsberatungsstellen oder dem Jugendamt.

Die Arbeit einer Familienhebamme konzentriert sich neben den alltäglichen Hebammentätigkeiten (Schwangerenvorsorge, Hilfeleistung in der Schwangerschaft, Wochenbettbetreuung, Stillberatung) besonders auf:

Auch in diesem Bereich ist der Hebammenberuf positiv besetzt und bedeutet Hilfe und Lebensbegleitung für Mutter, Kind und Familie. Ebenso vertreten Familienhebammen dabei nicht nur einen ganzheitlichen Gesundheitsfürsorgeansatz in körperlicher, psychischer und sozialer Hinsicht, sondern insbesondere auch einen präventiven.

Mehr Infos zum Thema Familienhebamme und Kontakt-Adressen finden Sie über die Seite: Interessante Adressen & Links.

1Die Bezeichnung Hebamme stammt aus dem Althochdeutschen „hevianna“, was man mit Hebe-Ahnin übersetzen kann. Das bedeutet soviel wie „in das Leben hineinheben“ und „Großmutter“.

Andere schöne Bezeichungen unseres Berufes finden sich im
Englischen: midwife – die Frau, die mit der Gebärenden ist,
Französischen: sage femme – weise Frau,
Dänischen: jordemoder – Erdmutter.

2Quellenangabe:
Außerklinische Geburt in Deutschland 2000-2004, Christine Loytves, Paul Wenzlaff, Hg. Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V., Verlag Hans Huber, 2007,
siehe auch Interessante Adressen & Links: Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V., QUAG